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Die Historie des heutigen Kartoffelhaus Schwerin

Die Umgebung und das Gebäude des neuen Kartoffelhauses Schwerin sind mit einer wechselhaften Geschichte verbunden. Vor Jahrhunderten existierte in der Nähe ein Fließgraben, der vom Pfaffenteich kommend zur Grafenmühle floss. Abflüsse aus den Häusern und Abfälle, die man auf einfache Art in den Graben entsorgte, verschmutzten das Wasser. Vor der Mühle staute es sich, ein stehendes und übel riechendesGewässer entstand, das der daneben verlaufenen Straße den Namen Faule Grube gab.

Wie muss man sich Schwerin damals vorstellen? Die engen und winkligen Straßen waren kaum oder gar nicht gepflastert. Niedrige Häuser mit Lehmwänden, die mit Stroh-, Rohr- oder Holzschindeln bedeckt waren, standen in unregelmäßigen Straßenfronten. Wenige aus Stein erbaute Häuser gehörten reichen Bürgern. Über allem ragte der 1270 begonnene Dombau mit seinem Turm hervor.

Ende des 18. Jahrhunderts war die Faule Grube auf der rechten Seite von der Schmiedestraße aus schon mit 19, gegenüber mit 12 Häusern bebaut, in denen sich Handwerker angesiedelt hatten. Zum Fließgraben hin befand sich der „Plötzenturm“, ein ehemaliger Teil der Stadtmauer, der vom Zinngießer Pletzky erworben und zu Wohnungen umgebaut wurde und deshalb diesen Namen erhielt.

Die Bezeichnung Faule Grube, wie die Gegend in der Nähe des Fließgrabens genannt wurde, sollte erst 1875 verschwinden. Mitte des 19. Jahrhunderts war der Graben überwölbt und der Wassermühlenbetrieb eingestellt worden. Nun hieß die Straße „Wladimirstraße“, benannt nach dem russischen Großfürsten Wladimir, dem Schwiegersohn Friedrich Franz II. 1939 erfolgte eine erneute Umbenennung der Straße nach dem Baumeister Johann Joachim Busch.

Gemäß einem 2009 angefertigten Gutachten zeigt sich das Eckhaus an der Buschstraße/1.Enge Straße als ein weitgehend einheitlicher Bau des ausgehenden 18. Jahrhunderts, der vermutlich in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts umgebaut wurde. Diese Aussage wird bekräftigt durch Karten von 1819 und 1843, in denen an dieser Stelle das Heilig-Geist-Spital, ein Armenhaus eingezeichnet ist und die 1853 beginnende Liste der Bewohner. Die ersten dort verzeichneten Schweriner sind der Mehlhändler Boye als Hauseigentümer sowie der Hofseiler Rose und der Pantoffelmacher Breitenfeld. Vor allem Handwerkerfamilien bewohnten danach das Gebäude, darunter Gelbgießer, Sattler, Schuster, Schneider, Kammmacher und Klempner. Als Besitzer wechselten Tabakfabrikanten, Klempnermeister und Händler. Heute relativ unbekannt sind heute die ehemals ansässigen Restaurationen der Madame Poppe und einer Frau Fischer.

Stadtbekannte Nachbarn hatte das Haus in den vergangenen Jahrzehnten. 1873 übernahm die Firma Uhle, das damals schon erfolgreiche und seit über einem Jahrhundert bestehende Unternehmen, ein benachbartes Gebäude und baute es zu einem Fasslager um. Wladimirstraße 7 war die Adresse von Utescher Konditorei und Café, dessen Nachfolger 1913 Erich Weist wurde. Das Geschäft florierte und so konnte der Inhaber 1919 ein Zweiggeschäft eröffnen - das Residenzcafé am Markt. Dessen Bekanntheit übertraf später sogar die des Stammhauses. Die 1648 in Wismar gegründete Weinhandlung Michaelis unterhielt gegenüber lange Zeit eine Filiale.

Die umfassendste Restaurierung und Sanierung des Gebäudes Buschstraße 14 begann 2009. Es galt, nicht nur das Fundament trocken zu legen, das Dach und die Fassade zu erneuern. Das Innere musste den Bedürfnissen moderner Gastronomie angepasst werden, Heizung und Lüftung waren einzubauen. Dass dies unter denkmalpflegerischer Aufsicht geschah, muss sicherlich nicht besonders erwähnt werden. Heute zeigt sich das Kartoffelhaus Nr. 1 von seiner gastlichen Seite mit historischem Charme und Mecklenburger Gemütlichkeit.

Wie geht’s, altes Haus? Auf diese Frage kann man nur antworten: Ausgezeichnet. Denn das alte Fachwerkhaus an der Ecke Buschstraße/Enge Straße ist nach seiner Sanierung zu einem Schmuckstück geworden. Seit dem 1. November hat hier das Kartoffelhaus sein neues Domizil.

Wer durch die dunkelrote Tür geht, betritt historisches Pflaster. Oder besser gesagt: historische Fliesen. Denn Kartoffelhauschef Thomas Jiskra hat bei der Sanierung des Fachwerkhauses in der Buschstraße so viele alte Bauteile wie möglich erhalten. Herausgekommen ist eine charmante Mischung aus alt und neu, die das ehemals verfallene Haus zur Augenweide macht. Der Gastraum im Erdgeschoss strahlt mit rustikalen Balken, dunklem Parkett und dem großen Kamin einladende Gemütlichkeit aus. Alte Möbel und Accessoires schaffen ein individuelles Ambiente, während die Mitarbeiter am großen Tresen dafür sorgen, dass alle Wünsche schnell erfüllt werden. Im ersten Obergeschoss gibt es weitere stimmungsvolle Gasträume. Eine große Schiebetür mit Bleiverglasung trennt sie voneinander ab, so dass auch große Gesellschaften ungestört zusammensitzen können.

„Die ersten Vorbestellungen für Weihnachtsfeiern liegen bereits vor“, freut sich Thomas Jiskra, der sein neues Kartoffelhaus bis ins kleinste Detail geplant hat. Grundlage für die Speisekarte sind zum Beispiel Holzbretter, die Mitarbeiter der Dreescher Werkstätten anfertigten. „Bei allen Handwerkern und Firmen, die in den zurückliegenden Jahren an der Sanierung des Gebäudes beteiligt waren, möchte ich mich herzlich bedanken“, sagt Thomas Jiskra. Jetzt ist für die Gäste alles bereit.

Ende Januar will der Kartoffelhauschef die offizielle Eröffnung des neuen Standorts feiern – mit Küchenparty und einem Fernsehkoch. Voraussichtlich bis zum Jahresende wird parallel auch das „alte“ Kartoffelhaus in der Puschkinstraße noch geöffnet haben. Danach ist ausschließlich die Buschstraße neue Adresse, wo das historische Ambiente perfekt zur Lieblingsspeise aller Mecklenburger passt. Denn die Kulisse des vermutlich zu Beginn des 18. Jahrhunderts entstandenen Fachwerkhauses gibt dem kulinarischen Programm die rechte Würze.

Apropos kulinarisches Programm: Auf der Speisekarte stehen neben vielen Lieblingsessen auch neu kreierte Gerichte. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Ofenkartoffel mit Blattspinat, warmem Ziegenkäse und krossem Speck? Oder einem Mecklenburger Landputensteak? Oder einem deftigen Sauerbraten von der Ochsenbacke? Da ist es wirklich an der Zeit, schnell im neuen Kartoffelhaus vorbeizuschauen. Thomas Jiskra und sein Team freuen sich.